Köln: Nachhaltiger Mobilitätsplan „Besser durch Köln“
Stadt Köln
Die Stadt Köln (NRW) erhält die Auszeichnung für ihren Nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch Köln“. Laudator Prof. Dr. Ortwin Renn, ehem. wissenschaftlicher Direktor des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit, Potsdam: „Mit der Vielzahl an Beteiligungsformaten zur Erreichung unterschiedlicher Zielgruppen und Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen (in der Stadt und der Region) hat die Stadt ein Partizipationsdesign entwickelt, das weit über das durchschnittliche Mitwirkungs-Angebot anderer Städte hinausgeht und eine umfassende, gut abgestimmte und wirksame Form der Beteiligung realisiert. Besonders hervorzuheben ist auch, dass es den Kölnern gelungen ist, dieses komplexe Design zeitgerecht, qualitativ hochwertig und aufeinander abgestimmt umgesetzt zu haben. Das Leitbild sowie der Chancen- und Mängelbericht haben eine breite Zustimmung erfahren. So wurde das Leitbild einstimmig im Rat der Stadt Köln verabschiedet. Insgesamt kann das Kölner Verfahren als beispielhaft und vorbildlich für die partizipative Erstellung von Mobilitätsplanungen angesehen werden.“

Über das Projekt

Barbara Pauli und Friederike Christian, Stadt Köln

Bei dem Nachhaltigen Mobilitätsplan für Köln handelt es sich um einen strategischen Rahmenplan für die Mobilität in Köln im Hinblick auf das Jahr 2035. Kennzeichnend für nachhaltige Mobilitätspläne ist eine umfassende Beteiligung von Verwaltung, Fachakteur*innen sowie der breiten Öffentlichkeit. Die Stadt Köln hat die Ambition, diesem Anspruch auf verschiedenen Ebenen gerecht zu werden und hat dafür ein umfassendes Beteiligungssystem aufgestellt. Eine Herausforderung lag darin, dass der Beteiligungsgegenstand gerade in der Anfangsphase eher abstrakt und strategisch ist. Zu den relevanten Meilensteinen wurden daher möglichst ansprechende Formate und Darstellungen gewählt, die den Gegenstand greifbarer machten. Der Prozess der Erstellung des Nachhaltigen Mobilitätsplans wird noch bis zum Jahr 2026 andauern. Die Bewerbung bezieht sich auf die bereits abgeschlossenen Produkte des Leitbilds für die Mobilität in 2035 und die darauf aufbauende Chancen- und Mängelanalyse.  

Hintergrund 

Eine wachsende und dynamische Stadt wie Köln muss nachhaltig entwickelt werden. Das Klimaneutralitätsziel der Stadt für das Jahr 2035 zeigt dabei das Erfordernis auf, u.a. die Mobilität in Köln umfassend und schnell zu verändern. Deshalb erarbeiten wir in einem mehrstufigen Prozess gemeinsam mit den Kölner*innen den Nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch Köln“. 

Prozess-Phasen

Zentraler Gegenstand dieser Bewerbung sind die beiden frühen Prozess-Phasen zur Erarbeitung eines Leitbildes (Produkt: 5 Zielbilder) sowie der darauf aufbauenden Status Quo- und Chancen- & Mängel-Analyse (Produkt: Zwischenbericht). Beide Produkte bilden gemeinsam die Grundlage für die strategische Mobilitätplanung und damit für konkrete Maßnahmen zur Ausgestaltung der zukünftigen Mobilität in Köln. Das Leitbild beschreibt entlang von fünf Zielbildern das anvisierte Mobilitätserlebnis in Köln im Jahr 2035. Zur besseren Anschaulichkeit sowie zur Differenzierung werden die Texte durch fünf Visualisierungen an beispielhaften Stellen im Stadtgebiet ergänzt, die den gewünschten Zielzustand veranschaulichen. Im Rahmen der Chancen- & Mängel-Analyse werden darauf aufbauend die Stärken und Schwächen des heutigen Mobilitätssystems aufgezeigt. An den identifizierten Stellen wird nun weiter aufgebaut (Chancen) bzw. gearbeitet (Mängel), so dass das Leitbild mit seinen fünf Zielbilder sukzessive Realität werden kann. Aufgrund der großen Bedeutung für die Menschen, die in Köln leben und arbeiten oder die Stadt regelmäßig besuchen, ist eine weitreichende, frühzeitige und effektive Beteiligung von essentieller Bedeutung. Denn nur wenn der Nachhaltige Mobilitätsplan wirklich zu den Menschen passt und sie Kölns Vision des Jahres 2035 mittragen, kann die Umsetzung erfolgreich sein. Wir haben daher einen großen Wert darauf gelegt, dass die Mobilitätsplanung eng mit der Beteiligung integriert arbeitet und mit der begleitenden Kommunikation verzahnt wird. Auf diese Weise ist es gelungen, dass direkt von Prozessbeginn (Oktober 2022) bis zur Fertigstellung des Chancen- & Mängelberichts (März 2024) eine aufeinander aufbauende Beteiligung von Verwaltung und Politik, der Fachakteure sowie der Bürger*innen erfolgte.  

Ziel der Öffentlichkeitsbeteiligung 

Mit der Öffentlichkeitsbeteiligung verfolgten wir das Ziel, möglichst viele Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen und mit unterschiedlichen Mobilitätsbedarfen aus der gesamten Stadt sowie der Region (Pendler*innen) einzubeziehen. Um sowohl eine umfassende Anzahl an teilnehmenden Bürger*innen als auch Vielfalt beim Erreichen verschiedener Zielgruppen sicherzustellen, haben wir eine Kombination verschiedener Formate gewählt. Diese wurden jeweils mit einem eigenen Fokus entwickelt, so dass jedes Format aktuelle Fragestellungen der Mobilitätsplanung beantwortetet und zur Erarbeitung der Produkte (Leitbild und Chancen- & Mängelbericht) beigetragen hat.  

Formate der Beteiligung 

Folgende Formate zur direkten Beteiligung von Bürger*innen wurden umgesetzt:  

  • Online-Beteiligung (Februar 2023): Dieses Format wurde eingesetzt, um möglichst viele Menschen frühzeitig auf das Projekt aufmerksam zu machen und mit Hilfe eines niedrigschwelligen Angebots die Möglichkeit zur Mitwirkung zu geben. Inhaltlich konzentrierte sich das Format auf die Identifikation von Präferenzen für die zukünftige Mobilität sowie die Bildung von Schwerpunkten für das Leitbild. Die Hälfte der Fragestellungen wurde da-bei bewusst recht offen formuliert. Die Online-Beteiligung wurde über Zeitung, soziale Medien, städtische Newsletter und Multiplikator*innen beworben und erzielte mit über 9.000 Beiträgen die bis dahin größte Resonanz auf dem stadteigenen Beteiligungsportal „Meinung für Köln“. 
  • Kinder- und Jugendbeteiligung (März 2023): Für einen Plan, der den Anspruch hat, die Zukunft der Mobilität in einer Stadt zu gestalten, ist die Perspektive der Kinder und Jugendlichen von besonderer Bedeutung. Daher wurde für diese beiden Zielgruppen – gemeinsam mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie – jeweils ein eigenes Format entwickelt. Für eine Begegnung mit den Zielgruppen auf Augenhöhe wurde mit 25 Schulen und Kinder-/ Jugendeinrichtungen aus allen neun Stadtbezirken kooperiert. Für die Jahrgangsstufen und 4 sowie 8 und 9 wurden jeweils ein eigener, altersgerechter Fragenkatalog entwickelt, der gemeinsam mit Lehrkräften im Unterricht bearbeitet wurde. Die Fragen konzentrierten sich auf das gegenwärtige Mobilitätserlebnis der Kinder (Stärken & Schwächen), sowie auf ihre Wünsche und Vorstellungen für die Zukunft der Mobilität (Leitbild). Insgesamt konnten so die Perspektiven von 282 Kindern und 337 Jugendlichen einbezogen werden. 
  • Runder Tisch Mobilität und Gesellschaft (April 2023): Der nachhaltige Mobilitätsplan soll nicht nur die ökologischen und ökonomischen Dimensionen betrachten, sondern auch die soziale Dimension berücksichtigen. Der Runde Tisch hat die Aufgabe, die erarbeiteten Zwischenergebnisse in drei Sitzungen auf die Sozialverträglichkeit der Mobilitätsplanung zu prüfen. In der hier relevanten ersten Sitzung wurde der erste Entwurf des Leitbildes diskutiert und es wurden Stärken und Schwächen konkret aus der Perspektive der Sozialverträglichkeit identifiziert. Das Gremium setzt sich dabei aus ca. 20 Vertreter*innen sozialer Verbände, Unternehmen und Organisationen sowie aus ca. 20 per Los zufällig ausgewählten Bürger*innen zusammen. Für die Auswahl dieser sogenannten „Zufallsbürger*innen“ wurden 800 Personen per Zufall aus dem städtischen Melderegister gezogen. Dabei wurde auf eine gleichmäßige bzw. breit gestreute Verteilung hinsichtlich Wohnort (Stadtbezirk), Geschlecht und Alter geachtet. Zudem wurde ein Anreiz von 30 € Aufwandsentschädigung je Sitzung geboten, um bspw. eine Kinderbetreuung für die Dauer der Teilnahme zu organisieren. Von den 800 Personen hatten rund 60 Personen Interesse geäußert. Die Auswahl der 20 freien Plätze erfolgte ebenfalls nach dem Kriterium eines möglichst diversen Kreises an Teilnehmenden. Um das unterschiedliche Erfahrungslevel auszugleichen, wurden die Bürger*innen in einem Vorabtermin auf die Veranstaltung vorbereitet. 
  • Erste Aufsuchende Beteiligung im Rahmen der polisMobility (Mai 2023): Um auch Menschen zu erreichen, die durch Beteiligungsformate, die ein gewisses Maß an Eigeninitiative erfordern, nicht erreicht werden können, wurden zwei Formate der aufsuchenden Beteiligung entwickelt. Sie stellen ein ausgesprochen niedrigschwelliges und damit leicht zugängliches Beteiligungsformat dar. Für die erste aufsuchende Beteiligung wurde die jährlich in Köln stattfindende Mobilitätsmesse „polisMobility“ genutzt. Diese wird begleitet von einem öffentlichen „Camp“ in der Kölner Innenstadt mit mobilitätsbezogenem Bühnen- und Unterhaltungsprogramm. Auf dem Veranstaltungsgelände wurde ein Stand aufgebaut, an dem der aktuelle Leitbildentwurf ausgestellt war. Die Bürger*innen konnten sich hier über den Stand der Planung informieren und entlang der Zielbilder ihre Einschätzung zu den Chancen und Mängeln der Kölner Mobilität abgeben. Dabei wurde auf eine spielerische und einladende Gestaltung geachtet.
  • Regionalforum (Juni 2023): Die Zukunft der Kölner Mobilität betrifft nicht nur Menschen, die direkt in Köln leben und wohnen, sondern auch Menschen, die regelmäßig zum Arbeiten oder für ihre Ausbildung nach Köln kommen. Um auch die Bedarfe dieser Pendler*innen zu berücksichtigen, wurde ein Regionalforum mit umliegenden Kommunen durchgeführt, die aktuell teilweise selbst an Mobilitätsplänen arbeiten. In dem Format wurden die Zwischenstände aus der Sicht der regionalen Verknüpfung diskutiert, sodass sowohl im Leitbild als auch in der Chancen- & Mängel-Betrachtung die wichtige Pendler*innen-Perspektive berücksichtigt wird. 
  • Zweite Aufsuchende Beteiligung (September 2023): Die zweite aufsuchende Beteiligung wurde gezielt eingesetzt, um unterschiedliche Bevölkerungsgruppen anzusprechen und insbesondere auch solche Gruppen zu erreichen, die durch bisherige Beteiligungsformate noch nicht gut erreicht wurden. Dafür „reiste“ der Nachhaltige Mobilitätsplan während der europäischen Mobilitätswoche durch das Kölner Stadtgebiet und machte an acht Tagen an insgesamt 12 Standorten in allen Stadtbezirken Station. Die Standorte wurden dabei bewusst ausgewählt: Um Familien anzusprechen, wurde ein Standort in Spielplatznähe gewählt. Um Senior*innen zu erreichen, wurden Wochenmärkte bespielt und bei der Betreuung des Standes wurde mit dem Seniorenbeirat der Stadt Köln kooperiert. Autofahrer*innen wurden gezielt an einer Kfz-Zulassungsstelle angesprochen. Um Personen mit Migrationsgeschichte zu erreichen wurden Standorte in international geprägten Stadtteilen gewählt. Es wurde darauf geachtet, alle Kölner Stadtbezirke zu bespielen und dabei auch Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf einzubeziehen. Den Bürger*innen wurde dabei der finale Entwurf des Leitbildes vorgestellt und sie wurden wie schon bei der ersten aufsuchenden Beteiligung gebeten, entlang der Zielbilder des Leitbilds ihre Einschätzung zu den Chancen und Mängeln der Kölner Mobilität abzugeben. Zudem wurde ein besonderer Fokus auf die Messbarkeit des Fortschritts bei der Erreichung des Leitbilds gelegt: Teilnehmer*innen wurden in Interviews gebeten, zu definieren, was ihre Wahrnehmung bestimmter schwer messbarer Aspekte des Leitbildes prägt. Die Standorte der aufsuchenden Beteiligung wurden im Vorfeld auf der Website der Stadt Köln und über soziale Medien kommuniziert, sodass interessierte Bürger*innen den Stand auch gezielt aufsuchen konnten. 
  • Mobilitätsforum (September 2023): Das Mobilitätsforum bildete den medienwirksamen Abschluss der Europäischen Mobilitätswoche in Köln. Auf Einladung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurden alle Interessierten in das historische Rathaus eingeladen, um über die Zwischenstände des Nachhaltigen Mobilitätsplans zu diskutieren. Neben der Möglichkeit, weitere Eingaben zu den Chancen und Mängeln zu machen, wurden in fünf Arbeitsgruppen konkrete Fragestellungen und Zielkonflikte diskutiert, welche für den Beginn der strategischen Mobilitätsplanung von besonderer Bedeutung sind. Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme am Mobilitätsforum zu ermöglichen, wurde der Termin auf einen Samstag gelegt und ein sehr zentraler Veranstaltungsort gewählt. Die Veranstaltung wurde breit beworben und auch alle Teilnehmer*innen der vorausgehenden Beteiligungsformate wurden eingeladen, sich über das Endergebnis ihrer Mitwirkung zu informieren. Das Mobilitätsforum bildete über die Erarbeitung gemeinsamer Ergebnisse für den Mobilitätsplan hinaus auch einen Dialograum, in dem Bürger*innen gemeinsam zum Thema Mobilität diskutieren und ggf. auch konträre Meinungen austauschen können. In der derzeitigen gesellschaftlichen Lage, in der das Thema Mobilität häufig stark emotional diskutiert wird, bilden solche Begegnungsmöglichkeiten einen wichtigen Bestandteil, um das gegenseitige Verständnis in der Stadtgesellschaft zu stärken.  

Stakeholderbeteiligung

Die Formate zur direkten Beteiligung von Bürger*innen wurden durch Formate der Stakeholderbeteiligung ergänzt:  

  • Der Mobilitätsbeirat tagte in dem benannten Zeitraum sechs Mal. Er setzt sich aus den wichtigsten Stakeholdern sowie Vertreter*innen der stimmberechtigten politischen Fraktionen, die im Verkehrsausschuss vertreten sind, zusammen. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem der Seniorenbeirat der Stadt Köln, der Kölner Jugendring, Wirtschaftsverbände wie die IHK und die Handwerkskammer sowie diverse Interessenverbände aus dem Mobilitätsbereich. 
  • Das Forum MIV-Grundnetz & Kfz-Mobilität (Juni 2023) ist ein Begleitgremium zur Erarbeitung eines Grundnetzes für den Kfz-Verkehr in Köln. Ergänzend wurde das Gremium genutzt, um die Perspektiven von Kfz-Nutzer*innen und Pendler*innen in die Erarbeitung des nachhaltigen Mobilitätsplans einzubeziehen. Es besteht aus Arbeitgeber-Vertreter*innen und wirtschaftlichen Interessensverbänden sowie aus Vertreter*innen von verkehrsbezogenen Interessensgruppen.  
  • Schließlich sind noch Scoping-Interviews (Juli 2023) zu benennen: Um die Ergebnisse aus den vorangegangenen Formaten zu vertiefen und den Prozess zu überprüfen, wurden im Sommer 2023 insgesamt 16 Interviews mit Vertreter*innen ausgewählter Stakeholder Gruppen geführt. Neben Stakeholdern aus dem Wirtschafts- und Mobilitätssektor waren zivilgesellschaftliche Gruppen wie die Stadt-AG Behindertenpolitik oder der Seniorenbeirat beteiligt. Dabei wurden explizit auch solche Gruppen angesprochen, die auf Einladungen zu bisherigen Formaten nicht reagiert hatten.  
  • Auf Ebene der Stadtverwaltung bindet der Lenkungskreis die Dezernent*innen der Stadt Köln in die Erarbeitung des Nachhaltigen Mobilitätsplans mit ein. In dem benannten Zeitraum fanden fünf Sitzungen statt. Auf Arbeitsebene wurde eine Projektgruppe innerhalb des Dezernats für Mobilität eingerichtet, auf der Mobilitätsfragen detailliert diskutiert werden konnten. Zudem wurde eine dezernatsübergreifende Projektgruppe eingerichtet, um Schnittstellen mit anderen sektoralen Bereichen sicherzustellen. Zur effizienteren Ausgestaltung der Zusammenarbeit wurden die Projektgruppen im fortschreitenden Verlauf gemeinsam abgehalten. Insgesamt fanden im betroffenen Zeitraum 13 Sitzungen statt. Somit wurden wichtige Grundsteine dafür gelegt, dass die Ziele des Nachhaltigen Mobilitätsplan auch in andere Bereiche der Verwaltung übernommen werden.  

Über den aktuellen Projektfortschritt sowie die Möglichkeiten zur Mitwirkung wird über zwei Webseiten informiert (Links unten): Ausführliche Informationen zum Nachhaltigen Mobilitätsplan stehen auf der Webseite der Stadt Köln zur Verfügung. Auf dem Beteiligungsportal „Meinung für Köln“ werden die Möglichkeiten zur Öffentlichkeitsbeteiligung dargestellt. Beide Webseiten verlinken aufeinander und werden fortlaufend aktualisiert.  

Auf Seiten der Stadt Köln ist das Amt für Nachhaltige Mobilitätsentwicklung im Dezernat für Mobilität federführend für den Prozess verantwortlich. Ein dreiköpfiges Team kümmert sich ausschließlich um die Bearbeitung des Plans.  

Projektgruppe innerhalb der Stadtverwaltung

Innerhalb der Stadtverwaltung wirkte eine Projektgruppe innerhalb des Dezernats für Mobilität mit insgesamt fünf Dienststellen an der Erarbeitung von Leitbild und Chancen- und Mängelanalyse mit. Dezernatsübergreifend wurde eine weitere Projektgruppe eingerichtet, in der insgesamt 23 Dienststellen aus acht verschiedenen Dezernaten Mitglied sind. Diese Dienststellen stammen aus vielen verschiedenen Bereichen, die auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Mobilität vernetzt sind (z.B. Stadtentwicklung, Umwelt, Soziales, Gleichstellung, Feuerwehr, Öffentlichkeitsbeteiligung und -arbeit) Die Bearbeitung des Nachhaltigen Mobilitätsplans wurde in zwei Aufträgen an externe Dienstleister vergeben.  

Enges Zusammenspiel aller Beteiligten

Im Erarbeitungsprozess ist dabei besonders das enge Zusammenspiel zwischen der Mobilitätsplanung und der Beteiligung von Relevanz. Beide ausgewählten Büros (bzw. Konsortien) wissen um die jeweils andere Disziplin, ergänzen und prüfen sich gegenseitig. Dies ermöglicht eine zielgerichtete Beteiligung, deren Ergebnisse bedarfsgerecht in die Arbeitspakete der Mobilitätsplanung einfließen. 

Wirkung

Folgende Punkte sind darüber hinaus besonders zu beachten:  

  • Im Jahr 2020 wurden durch den Rat der Stadt Köln drei Vollzeitstellen (ausschließlich für den Nachhaltigen Mobilitätsplan) und Finanzmittel bereitgestellt. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Planung, die nicht „in der Schublade“ landet, sondern konzentriert gesteuert und umgesetzt werden kann. Die drei Stellen werden darüber hinaus im Bereich Beteiligung durch eine eigene Dienststelle („Büro für Öffentlichkeitsbeteiligung“ der Stadt Köln) beraten und somit durch weitere Ressourcen und in-house Expertise unterstützt. 
  • Es wurde viel Wert auf eine sorgfältige und kompetente Prozessgestaltung gelegt. Daher wurde die Prozesskoordination extra extern ausgeschrieben und ein fester Jour Fixe zwischen den verschiedenen Büros und der Verwaltung eingerichtet. Damit wurde eine enge Abstimmung der Prozessplanung zwischen Mobilitätsplanung, Beteiligung und Kommunikation ermöglicht und auch regelmäßige „Manöverkritik“ geübt und Prozesse angepasst.  
  • Eine umfassende Stakeholderanalyse ist zu Beginn des Prozesses erfolgt, die Situation der Stakeholder wird zudem laufend beobachtet. Die relevanten Stakeholder wurden als Multiplikator*innen für jeweilige Zielgruppen angesprochen und eingebunden und tragen auch Informationen bspw. zu Beteiligungsformaten in ihre jeweiligen Gruppen weiter. Die geführten „Scoping-Gespräche“ (s.o.) dienten auch als Feedbackkanal zur Prozessgestaltung. 
  • Es finden regelmäßige „lessons learned“ Workshops innerhalb des Bearbeitungsteam statt, verbunden mit einer Anpassung der Prozessplanung. In den einzelnen Beteiligungsformaten werden zudem Feedbackschleifen eingebaut, in denen die Teilnehmenden ihre Anregungen für die nächsten Sitzungen beitragen können. Die Gestaltung des Mobilitätsbeirats bspw. wird laufend den Wünschen der Mitglieder angepasst (z.B. Diskussionsrunden im großen Kreis, in kleineren Gruppen thematisch arbeiten etc.) 

Spielregeln

Es ist gelungen, den gesamten Dialog in einem sachlichen und freundlichen Kontext zu führen. Dazu wurden „Spielregeln der Zusammenarbeit“ (z.B. im Rahmen der Geschäftsordnung des Mobilitätsbeirats: https://ratsinformation.stadtkoeln.de/getfile.asp?id=886714&type=do) sowie eine Netiquette (bei der Onlinebeteiligung) zu Beginn eines jeden Teilprozesses deutlich gemacht und durch die Moderation deren Einhaltung bedacht. 

Sozialverträglichkeit

Einzigartig (vor allem im Vergleich ähnlicher Prozesse anderer Städte) ist die prominente Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit. Denn um die Menschen in den Fokus der Planung zu stellen – so sehen es auch die Europäischen Grundlagen zur Erarbeitung von „Sustainable Urban Mobility Plans“ (SUMP) vor – ist neben der ökologischen Verantwortung und der ökonomischen Vernunft auch Wert auf die soziale Gerechtigkeit zu legen. Mit dem Runden Tisch Mobilität und Gesellschaft kommen wir dieser Verantwortung nach. Im Ergebnis ist eine Zusammenstellung mit sieben Kernelementen entstanden, die gleichermaßen unverzichtbar für eine sozialverträgliche Mobilität sind: „Sicherheit“ und „Gesundheit“ sind Grundvoraussetzungen für eine sozialverträglichen Mobilität und sind eng miteinander verknüpft; so muss eine sozialverträgliche Mobilität das Recht auf Unversehrtheit wahren und schützen. Die Kernelemente „Zuverlässigkeit“, „Bezahlbarkeit“, „Barrierefreiheit“ und „Erreichbarkeit“ sind ebenfalls eng miteinander verbunden und stellen die prägenden Faktoren für die erlebte soziale Verträglichkeit der Mobilität dar. Denn sie beeinflussen wesentlich den Zugang zu Mobilität und zahlen maßgeblich auf das Kernelement „Teilhabe“ ein. Diese Kernelemente werden Bestandteil des Nachhaltigen Mobilitätsplans und dienen schon jetzt als Rahmenbedingung für die strategische Mobilitätsplanung.  

Es wurde eine aufwändige Kinder- und Jugendbeteiligung durchgeführt, die zielgruppengerecht jeweils auf die individuellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersgruppen eingegangen sind. 

Sichtbare begleitende Kommunikation zur Beteiligung: Es wurden anschauliche Visualisierungen der fünf Zielbilder erstellt und ein greifbares Bildes von realen Orten der Stadt transportiert, an denen auch in absehbarer Zeit etwas verändert wird. Die Visualisierungen haben mittlerweile eine hohe Sichtbarkeit in der Stadt haben, da sie immer wieder in Kommunikationsmaterial aufgegriffen werden. 

Transparente Dokumentation: Im Chancen- und Mängelbericht erfolgte eine Gegenüberstellung von fachlicher Analyse und von Beteiligungsergebnissen in tabellarischer Form. Dadurch wurde transparent, wie die Ergebnisse in die sonst häufig sehr technisch anmutenden Analyseergebnisse eingeflossen sind. Zudem wurden Onlinedokumentationen von allen Formaten auf die städtische Website geladen. 

Weitere Informationen

Website der Stadt Köln zum nachhaltigen Mobilitätsplan: https://www.stadt-koeln.de/mobilitaetsplan

Der nachhaltige Mobilitätsplan auf der städtischen Beteiligungsportal „Meinung für Köln“: https://meinungfuer.koeln/mobilitaetsplan 

Das Leitbild zum Nachhaltigen Mobilitätsplan: https://meinungfuer.koeln/node/15469