Heidelberg: Zukunft gestalten! Beteiligung zum STEK 2035
Stadt Heidelberg
In Heidelberg wurde ein neues Stadtentwicklungskonzept 2035 (STEK) erarbeitet, basierend auf einem breiten Beteiligungsprozess mit den Bürgerinnen und Bürgern, zivilgesellschaftlichen Gruppen, der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik. Zwischen 2022 und 2025 beteiligten sich mehrere Tausend Menschen an über 30 Formaten und brachten über 10.000 Beiträge in den Prozess ein. Ein zentrales Ziel der Beteiligung war es, niedrigschwellige und inklusive Dialog- und Beteiligungsangebote für möglichst vielfältige Zielgruppen der Stadtgesellschaft zu schaffen. Das Zusammenbringen verschiedener Perspektiven und das Aushandeln gemeinsamer Positionen waren dabei wichtige Elemente und eine wesentliche Besonderheit des Beteiligungsprozesses. Formate der Beteiligung waren u. a. Workshops mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, aufsuchende Formate in den Stadtteilen, eine Online-Beteiligung, lebendige Aktionstage sowie ein Arbeitskreis aus Bürgerschaft, Kommunalpolitik und Verwaltung.

Über das Projekt

Fabian Eisenbarth, Tobias Schäfer, Simon Wassenhoven, Christian Plöhn

 

STEK 2035 – Was ist das STEK?

Heidelberg steht als Stadt vor großen Herausforderungen: Beispielsweise ist der Klimawandel überall in der Stadt zu spüren. In der wachsenden Region Rhein-Neckar werden Flächen immer knapper. Lebensstile und Bedürfnisse werden immer vielfältiger und die Digitalisierung verändert das Zusammenleben in der Stadt. Gleichzeitig haben angespannte kommunale Finanzlagen oder globale Krisen Einfluss auf das Leben in Heidelberg. Vor diesem Hintergrund hat Heidelberg seinen Stadtentwicklungsplan aus dem Jahr 1997 fortgeschrieben zu einem Stadtentwicklungskonzept (STEK). Das STEK soll der Wegweiser für die Stadtentwicklung und eine lokale Agenda für eine nachhaltige Entwicklung Heidelbergs bis zum Jahr 2035 sein. Das STEK ist in mehrere Teile gegliedert:

  • Themencluster: In sechs Clustern werden zusammenhängende Themen als Themenpaare zusammengedacht, die für die Entwicklung von Heidelberg charakteristisch und wichtig sind.
  • Ziele: Diese bilden das Herzstück des STEK. Scheinbar widerstreitende Ziele werden stets im Zusammenhang betrachtet und innerhalb eines Clusters gleichwertig berücksichtigt. Die Zielerreichung wird regelmäßig durch ein Monitoring in einem Nachhaltigkeitsbericht dargestellt.
  • Wege zu den Zielen: Diese stellen mögliche Handlungsoptionen zur Erreichung der Ziele dar und sollen Mut machen. Das STEK lässt den Weg für vielfältige Maßnahmen zur Zielerreichung offen. Die Ziele sollen durch das Handeln unterschiedlicher Akteure in Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erreicht werden.

Im STEK wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, ökologische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen gleichermaßen zu betrachten und die vielfältigen Themen zusammenzudenken. Ein wichtiger Faktor dieses integrierten Ansatzes war es, von Anfang an Netzwerke, Institutionen, Akteurinnen und Akteure aus möglichst vielen Bereichen sowie der gesamten Verwaltung und der Öffentlichkeit eng einzubinden und an der Entwicklung des STEK zu beteiligen. Zudem wurde für die Entwicklung des STEK ein interdisziplinäres sowie dezernats- und ämterübergreifendes Projektteam gegründet das aus Mitarbeitenden aus dem Amt für Stadtentwicklung und Statistik, dem Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, dem Amt für Soziales und Senioren sowie dem Kinder- und Jugendamt bestand. Der Beteiligungsprozess wurde federführend von der städtischen Fachstelle für Bürgerbeteiligung konzipiert und koordiniert, wofür eigens eine Stelle geschaffen wurde.

Die Beteiligung zum STEK 2035

Die Entwicklung des STEK basiert auf einem breiten Beteiligungsprozess mit den Heidelberger Bürgerinnen und Bürgern, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Netzwerken, der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik. Zwischen 2022 und 2025 wurden über 30 Beteiligungsformate durchgeführt, an denen sich mehrere Tausend Menschen beteiligten und über 10.000 Beiträge in den Prozess einbrachten. Die Formate umfassten große Aktionstage zum STEK, Workshops mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, Vertretungen der Zivilgesellschaft, der Kommunalpolitik und der Verwaltung, aufsuchende Formate in den Stadtteilen und an belebten Orten, eine Online-Beteiligung, zusammenführende öffentliche Veranstaltungen sowie ein Arbeitskreis, bestehend aus zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, lokalen Expertinnen und Experten und Vertretungen aus Kommunalpolitik und Verwaltung. Alle Formate und jeder Beitrag daraus wurden dokumentiert und über die Website www.heidelberg.de/STEK2035 öffentlich zugänglich gemacht.

Was waren die Ziele der Beteiligung?

Ein zentrales Ziel der Beteiligung war es, niedrigschwellige und inklusive Dialog- und Beteiligungsangebote für möglichst vielfältige Zielgruppen der Stadtgesellschaft zu schaffen. Zudem sollte ein themenübergreifender Diskurs zwischen Akteurinnen und Akteuren, Institutionen und Netzwerken angeregt werden, der Menschen und Themen zusammenführt, die sonst kaum miteinander im Austausch stehen. Das Zusammenbringen dieser sehr verschiedenen Perspektiven und das Aushandeln gemeinsamer Positionen waren im Prozess zentrale Elemente. Dafür wurde der Prozess als Experimentierfeld verstanden, in dem Formate, Methoden, Dialogmaterial, Zielgruppenansprachen und die Aktivierung ausprobiert und laufend reflektiert und angepasst wurden. In diesem Sinne kam ein breiter Strauß an Methoden zum Einsatz, der je nach Format, Zielgruppen und Prozessphase variiert wurde. Beispielsweise: Mitmach-Märkte mit interaktiven und spielerischen Elementen, selbstmoderierte oder moderierte Kleingruppen z.B. als World-Café Variante, „Perspektivgespräche“ mit Personas, Fishbowl-Runden und andere moderierte Großgruppendiskussionen, Mitmach-Plakate und -Tischdecken, digitale Tools wie Slido oder eine eigens programmierte interaktive Website und einige weitere Methoden. Die Beteiligung junger Menschen wurde in der Prozesskonzeption explizit mitgedacht. So wurden beispielsweise bei den Aktionstagen die Dialogmaterialien so aufbereitet, dass sie auch für jüngere Menschen zugänglich und verständlich waren. Dafür wurde neben Plakaten mit Texten viel mit Bildern und Gegenständen gearbeitet, die die Inhalte intuitiv und praktisch erfahrbar machten. Zudem wurden junge Menschen im Prozess gezielt mit aufsuchender Beteiligung einbezogen, beispielsweise durch Stationen im „Haus der Jugend“, an einer Eisdiele oder auf einem Sportfest. Zudem war ein Ziel, dass der Prozess möglichst inklusiv ausgestaltet wird. Dafür wurden beispielsweise die Inhalte des STEK und die Beteiligungsgegenstände in Videos in einfacher Sprache aufbereitet, verschiedene Unterstützungsangebote bei Veranstaltungen bereitgestellt (beispielsweise Gebärdendolmetschen und individuelle Assistenz) und der Beirat von Menschen mit Behinderungen (bmb) der Stadt Heidelberg in die Prozessgestaltung und die Durchführung eingebunden.

Beteiligungsprozess – Was waren die Beteiligungsgegenstände?

Phase 1: Zukunftsfragen entwickeln und verhandeln

Ausgangspunkt der Entwicklung des STEK 2035 war ein Blick in die Zukunft der Stadt. In mehreren Beteiligungsveranstaltungen wurde herausgearbeitet, welche globalen Trends, Themen und Herausforderungen der Stadtentwicklung für Heidelberg ganz besonders relevant sind. Ausgehend davon entwickelten die Teilnehmenden „Zukunftsfragen“, also Fragen, auf die mit dem STEK bis 2035 Antworten gefunden werden müssen. Beispielsweise auf die Frage „Wie schaffen und erhalten wir bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum für alle?“ Die Ergebnisse dieser Beteiligungsphase wurden in einem „Statusbericht“ veröffentlicht.

Im nächsten Beteiligungsschritt stand das „Verhandeln“ der Zukunftsfragen im Vordergrund. In mehreren Formaten diskutierten Teilnehmende aus sehr unterschiedlichen thematischen Hintergründen gemeinsam, welche Antworten es auf die Zukunftsfragen geben könnte. Dabei wurde methodisch mittels eines Persona-Ansatzes den verschiedenen Perspektiven auf die Fragen und Themen nachgespürt und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Anschließend wurde diskutiert, wie die Perspektiven und Bedürfnisse zusammengebracht werden könnten.
Dabei wurde klar, dass die Fragen nicht thematisch isoliert voneinander beantwortet werden können. Als Ergebnis dieses Arbeitsschrittes wurden mehrere inhaltliche Cluster gebildet, in denen Themen zusammengefasst wurden, zwischen denen besonders starke Konflikte oder besonders viele Synergien bestanden. Ein gebildetes Cluster war z.B. „Transformation + Gesellschaftliche Stabilität“. Die Cluster wurden im Laufe des Prozesses, auch auf Grundlage der Beteiligungsergebnisse, immer wieder überarbeitet, inhaltlich neu zugeschnitten oder umbenannt.

Beteiligungsformate in dieser Phase: Workshops zur Heidelberger Stadtentwicklung, Workshop mit zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, Aktionstag „Zukunftsreise Heidelberg 2035“, Sitzungen des Arbeitskreises STEK (AK STEK).

Phase 2: Ziele der Stadtentwicklung

Mit den gebildeten Clustern wurden im nächsten Beteiligungsschritt Ziele für die Stadtentwicklung formuliert. Auch in diesem Schritt stand das Verhandeln von unterschiedlichen Positionen und das Finden gemeinsamer Lösungen im Vordergrund. Dafür wurden u. a. in verschiedenen Formaten „Knackpunkte“ bearbeitet, die sich im Bearbeitungsprozess herauskristallisiert hatten und für die in der Stadtgesellschaft eine möglichst breit geteilte Haltung entwickelt werden musste. Ein Knackpunkt war z.B. die Frage „Wie werden die Energieproduktion und der Schutz der Landschaft in Einklang gebracht?“

Je nach Zielgruppe und Format wurden die Knackpunkte unterschiedlich aufbereitet. Für die aufsuchenden Formate und eine Online-Beteiligung wurden beispielsweise Fragen formuliert, die möglichst niedrigschwellig an die Alltagswelt(en) der Heidelbergerinnen und Heidelberger anknüpften; etwa die Frage „An welchen Orten kommen Sie mit Menschen gut ins Gespräch?“

Ergebnis dieser Phase der Beteiligung war eine inhaltliche Schärfung der Cluster und ein umfangreicher Entwurf an Zielen für die Heidelberger Stadtentwicklung. Wie bei den Clustern wurden auch die Ziele im weiteren Prozess auf Grundlage der Beteiligungsergebnisse stetig diskutiert und weiterentwickelt.

Beteiligungsformate in dieser Phase: Aktionstag „Zukunft gestalten!“ Neue Ziele für Heidelberg“, Online-Beteiligung, aufsuchende Formate, zusammenführende Veranstaltung mit allen Prozessbeteiligten und AK STEK.

Phase 3: Wege zu den Zielen

In der dritten Beteiligungsphase stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Ziele bis 2035 erreicht werden könnten. Dafür wurden in der Beteiligung „Wege zu den Zielen“ als Handlungsoptionen erarbeitet. Beispielsweise der Weg „Starke Demokratie – Digitale Beteiligungsplattform“.

Bevor das neue Stadtentwicklungskonzept zur Abstimmung in die politischen Gremien eingebracht wurde, diskutierte der AK STEK abschließend den Gesamtentwurf des STEK 2035 und gab der Verwaltung letzte Empfehlungen mit.

Beteiligungsformate in dieser Phase: Zusammenführende Veranstaltung „Zukunft gestalten! Wege zu den Zielen“ und AK STEK.

Was waren die Formate der Beteiligung?

Workshops zur Heidelberger Stadtentwicklung:

Zu Beginn des Prozesses erarbeiteten über 300 Teilnehmende in fünf thematischen Workshops Herausforderungen und Zukunftsfragen der Heidelberger Stadtentwicklung. Jeder Workshop wurde entsprechend der Logik des jeweiligen Themenfelds methodisch und visuell gestaltet. Im Workshop „Soziales, Zusammenleben und Bildung“ wurde beispielsweise das Thema „Vernetzung“ aufgegriffen indem durch die Veranstaltungsräume viele bunte Fäden gespannt und miteinander verknüpft wurden sowie das Setting insgesamt so gestaltet war, dass der Austausch und das Vernetzen der Teilnehmenden angeregt wurden. Eingeladen wurden zu jedem Workshop Akteurinnen und Akteure, Institutionen und Netzwerke aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft; beispielsweise Kultur- und Sportvereine, soziale Träger, die Wohnungswirtschaft, Vertretungen der Region, Gemeinderatsmitglieder sowie Akteure aus Naturschutz, Wirtschaft und Wissenschaft. So ist es gelungen, Akteurinnen und Akteure miteinander in einen Diskurs zu bringen, die sich sonst wenig oder gar nicht miteinander austauschen oder in bestimmten Diskursen unterrepräsentiert sind. Beispielsweise diskutierten Vertretungen aus der Antidiskriminierungsarbeit, migrantischen Communities, Menschen mit Behinderungen, Landwirtschaft, Stadtteilmanagements, Wohnwirtschaft, Kultur, Freizeitsport und des queeren Netzwerks mit eher typischen Vertretungen wie dem BUND und dem NABU in einem Workshop das Themenfeld „Umwelt- und Naturschutz“.

In einem weiteren Workshop entwickelten 24 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam themenübergreifende Zukunftsfragen aus ihren Alltagsperspektiven. Anonym aus dem Einwohnermelderegister gezogen, brachte diese Veranstaltung eine vielfältige Gruppe von Heidelbergerinnen und Heidelbergern zusammen – vom Schüler bis zur Seniorin, von der Bewohnerin eines Wohnprojektes bis zur Unternehmerin.

Durch eine kontinuierliche Kommunikation und Aktivierung begleiteten viele Teilnehmende aus den ersten Workshops den nachfolgenden Beteiligungsprozess intensiv und brachten sich in viele weitere Formate ein. Auch konnte ein Teil der zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger für eine Mitarbeit im Arbeitskreis zum STEK gewonnen werden. Sie begleiteten den Beteiligungsprozess zum STEK damit über mehrere Jahre, von den ersten Workshops bis zum Beschluss im Gemeinderat.

Aktionstage zum STEK 2035:

Mit der „Zukunftsreise Heidelberg 2035“ und der Veranstaltung „Zukunft gestalten! Neue Ziele für Heidelberg“ fanden zwei große Aktionstage zum STEK mit jeweils mehreren hundert Teilnehmenden statt. Viele Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen sollten daran teilnehmen können. Die Aktionstage waren daher flexibel gestaltet, sodass eine Teilnahme zu verschiedenen Zeiten möglich war. So konnten beispielsweise Familien mit Kindern und Studierende nachmittags und Berufstätige abends an den Veranstaltungen teilnehmen. Zudem wurden verschiedene Unterstützungsangebote bereitgestellt, um möglichst vielen Menschen eine Teilnahme zu ermöglichen. Beispielsweise wurden beide Aktionstage von Gebärdendolmetscherinnen begleitet. Zudem gab es jeweils eine Station, an der das STEK sowie der jeweilige Beteiligungsgegenstand mit Videos in einfacher Sprache erklärt wurden.

An Mitmachstationen konnten sich die Teilnehmenden mit den Themen des STEK auseinandersetzen und mit Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung oder untereinander ins Gespräch kommen. Jede Station war je nach Thema oder Cluster unterschiedlich gestaltet, sodass die Teilnehmenden sich auf möglichst intuitive Weise die Themen erschließen konnten. Beispielsweise wurden an der Station „Umwelt- und Naturschutz“ Tonaufnahmen aus dem Heidelberger Stadtwald abgespielt und große Figuren einheimischer Tierarten aufgestellt. An der Station „Transformation + Gesellschaftliche Stabilität“ konnten sich die Teilnehmenden mit einer „Klimawaage“ interaktiv dem Thema Nachhaltigkeit annähern oder ein ausgestelltes „Balkonkraftwerk“ untersuchen.

Die Veranstaltungen wurden von einem bunten Rahmenprogramm für alle Altersgruppen begleitet, beispielsweise durch Kreativangebote für Kinder, eine „Zukunftslounge“, in der Anrufe in die Zukunft getätigt werden konnten, thematisch passende Kurzfilme im Kinosaal oder die Gestaltung einer „Zukunftswand“ aus Beiträgen der Teilnehmenden. Zudem konnten die Teilnehmenden mit lokalen Fachleuten, Politik und der Stadtspitze in moderierten „Zukunftsdialogen“ Zukunftsfragen und Ziele für die Heidelberger Stadtentwicklung diskutieren.

Online-Beteiligung und aufsuchende Formate:

Von Juni bis Juli 2024 fand eine Online-Beteiligung zum STEK statt. Unter www.heidelberg2035.de konnten sich Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Arbeitsstand zum STEK informieren und diesen kommentieren. Zudem bestand die Online-Beteiligung aus einer Reihe offener Fragen zur Stadtentwicklung. Ziel dieser Fragen war es, komplexe Sachverhalte möglichst anschlussfähig an das Alltagswissen der Menschen zu machen, die in Heidelberg leben und arbeiten. Beispielsweise wurde das komplexe Thema „Soziale Infrastruktur“ in der Gesamtstadt und in den Stadtteilen u.a. in folgende Fragen übersetzt: „Was gefällt Ihnen besonders gut in Ihrem Stadtteil? Was schätzen Sie an anderen Stadtteilen?“

Insgesamt wurden über 3.400 Kommentare und Antworten eingebracht, die in die Formulierung der Ziele der Stadtentwicklung und insbesondere in die inhaltliche Schärfung der Ziele eingeflossen sind.

Parallel zur Online-Beteiligung gab es eine aufsuchende Beteiligung in den Stadtteilen mit einer Auswahl an offenen Fragen aus der Online-Beteiligung und spielerischen Elementen zur Beantwortung der Fragen (z.B. ein digitales Glücksrad, riesige Spielwürfel). Für die aufsuchende Beteiligung wurde eigens ein Flyer entwickelt, in dem kurz und übersichtlich dargestellt wurde, was das STEK und der aktuelle Arbeitsstand ist und wo und wie man sich im Prozess weiter beteiligen kann. Stationen dieser Beteiligungstour mit einem Lastenrad waren beispielsweise Stadtteilfeste, eine Uni-Veranstaltung, eine Sportveranstaltung oder zentrale, belebte Orte wie eine beliebte Eisdiele. Auf diese Weise ist es gelungen, Menschen einzubinden, die sonst vermutlich eher selten oder gar nicht an Bürgerbeteiligungsveranstaltungen teilnehmen.

Arbeitskreis STEK:

Der Arbeitskreis (AK STEK) begleitete als Impulsgeber inhaltlich die Erarbeitung des neuen STEK. Er setzte sich zusammen aus zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinderätinnen und -räten, Themenpatinnen und -paten aus der Zivilgesellschaft (lokale Expertinnen und Experten) und Vertretungen aus der Stadtverwaltung. Es fanden mehrere öffentliche Sitzungen statt und die Mitglieder des AK beteiligten sich intensiv an den weiteren Beteiligungsformaten. Für die zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger wurden vor den ersten Sitzungen jeweils ein Vorbereitungstermin angeboten, mit dem Ziel, mögliche Wissensgefälle abzubauen und eine Diskussion auf Augenhöhe zu ermöglichen. In diesen Terminen wurden beispielsweise die für die Sitzung geplanten Methoden vorbesprochen und Fachbegriffe und der jeweilige Arbeitsstand erläutert.

Zusammenführende Veranstaltungen und Rückkopplung der Beteiligungsergebnisse:

Zu den Veranstaltungen unter den Mottos „Arbeitstreffen zu den Zielen der Stadtentwicklung“ und „Zukunft gestalten! Wege zu den Zielen“ wurden jeweils alle am Prozess beteiligten Akteurinnen und Akteure, Institutionen, Netzwerke, Stakeholder etc. eingeladen, um gemeinsam Zwischenergebnisse zu diskutieren. Dabei und im gesamten Beteiligungsprozess war die Rückkopplung und das Aufgreifen der Beteiligungsergebnisse aus der jeweils vorausgegangenen Arbeitsphase ein wichtiges Element. Die Cluster und Ziele des STEK wurden so über den gesamten Prozess hinweg kontinuierlich immer wieder diskutiert und weiterentwickelt.

Nach dem Beschluss des STEK 2035 durch den Heidelberger Gemeinderat im Sommer 2025 ist eine Rückkopplungsveranstaltung vorgesehen, in der mögliche Änderungen im Beschlusslauf transparent gemacht und nächste Schritte der Umsetzung vorgestellt werden. Auch im Rahmen des regelmäßigen Monitorings der Zielerreichung soll perspektivisch der Kommunikationsfaden mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren und der breiten Öffentlichkeit nicht abreißen.

Das STEK 2035 wurde in der Heidelberger Stadtverwaltung in einer ämter- und dezernatsübergreifenden Arbeitsgruppe entwickelt. Diese bestand aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Amt für Stadtentwicklung und Statistik, dem Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, dem Amt für Soziales und Senioren sowie dem Kinder- und Jugendamt.

Inhaltlich wurde die Erarbeitung begleitet von „Urbanista“, einem Büro für Stadtentwicklung aus Hamburg. Die Bürgerbeteiligung wurde begleitet und moderiert durch das Beteiligungs- und Kommunikationsbüro KOKONSULT aus Frankfurt.

Um den Verlauf des Beteiligungsverfahrens auf der Prozessebene zu reflektieren, wurde gemäß der Heidelberger Leitlinien für mitgestaltende Bürgerbeteiligung eine prozessbegleitende Arbeitsgruppe (pAG) eingerichtet die im Verlauf des Prozesses mehrmals tagte. In ihr bestand die Möglichkeit, den Verlauf des Beteiligungsprozesses gemeinsam zu beobachten, Bewertungen auszutauschen und Empfehlungen an die Verwaltung auszusprechen. Die pAG setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der Heidelberger Zivilgesellschaft und der Verwaltung.

In jeder Projektphase wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Einfach Heidelberg e.V. jeweils ein Video produziert und online veröffentlicht. In diesen Videos wurde in einfacher Sprache das STEK sowie der jeweilige Arbeitsstand und der Beteiligungsgegenstand erklärt. Die Videos kamen zudem regelmäßig bei den Veranstaltungen zum Einsatz.

Der Prozess zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es gelungen ist, sehr heterogene Akteurinnen und Akteure kontinuierlich über einen langen Zeitraum in einen Diskurs über die Zukunft Heidelbergs einzubinden. Dabei ist es gelungen, die Teilnehmenden aus ihren jeweiligen „Themenblasen“ herauszuholen und konstruktiv themenübergreifend zu diskutieren. Das gezielte wechselseitige Nachvollziehen unterschiedlicher Perspektiven hat es ermöglicht, auch bei kontroversen Themen gemeinsame Positionen auszuhandeln. Eine weitere Besonderheit des Prozesses ist, dass durch die eingesetzte Vielfalt an Formaten und Methoden eine vergleichsweise breite und inklusive Beteiligung ermöglicht wurde. Dazu beigetragen hat auch, dass die Beteiligungsgegenstände jeweils format- und zielgruppengerecht aufbereitet wurden – und so an sehr unterschiedliche Lebenswelten anschlussfähig waren. Auch die inklusive Ausgestaltung der Veranstaltungen und Formate stellt eine Besonderheit des Prozesses dar.

Weitere Informationen

Projektwebsite mit gesammelten Dokus: https://www.heidelberg.de/STEK2035

Online-Beteiligung: https://www.heidelberg2035.de

Statusbericht: https://www.heidelberg.de/site/Heidelberg2021/get/documents_E2109515062/heidelberg/Objektdatenbank/12/PDF/230703_A4_Statusbericht_STEK_RZ6_web.pdf

Videos (auch in einfacher Sprache):
https://www.youtube.com/watch?v=TsK-uZjd0ig
https://youtu.be/TsK-uZjd0ig
https://www.youtube.com/watch?v=UqQM0z4z6uM

Auswahl Presseartikel:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-heidelberg-im-jahr-2035-diese-ideen-gibt-es-_arid,2068514.html?&npg
https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Ziele-fuer-die-Zukunft-der-Stadt-diskutiert-und-vorgestellt-_arid,1363305.html
https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Stadtentwicklungskonzept-Wie-soll-Heidelberg-2035-aussehen-_arid,1315631.html
https://www.rnz.de/region/heidelberg_artikel,-Heidelberg-Wie-sollen-Ziele-der-Stadtentwicklung-2035-erreicht-werden-_arid,1468333.html